„Altruismus und Compassion gehören in die Wirtschaft“
Kooperationsmanagement

„Altruismus und Compassion gehören in die Wirtschaft“

Dieses Zitat von Prof. Dr. Tania Singer aus dem Film „From Business to Being“ hat es mir besonders angetan.

Was ist Altruismus – bzw. was verstehe ich ganz persönlich darunter und wieso sollte es in der Wirtschaft Einzug halten?

Altruismus ist für mich das vorbehaltlose, selbstlose, das „nicht-nur-an-mich-und-meine-Vorteil-denkende-Verhalten“ sondern die Frage „was kann ich für andere tun?“ „Was kann ich für den Erfolg meines Kunden tun?“ Es ist für mich eine Haltung: je größer der Erfolg des Kunden/meines Lieferanten, desto größer der Erfolg für die Gesellschaft. Wobei die voraussetzt, dass beide am Gemeinwohl interessiert ist.

Was mich zu einer anderen Frage führt: wie finde ich heraus, dass mein Geschäftspartner für das Gemeinwohl interessieren?

Und wie schaffe ich es meine Zielgruppe (also Unternehmer, die sich diesem Wert verschrieben haben) genauso einzugrenzen, um mir selber treu zu bleiben – auch wenn es mein wirtschaftlich Ziel ist, zu wachen und erfolgreich zu sein?

Es gibt Hinweise, wie z. B. Außendarstellung über digitalen Medien, wie präsentiert sich das Unternehmen, bei welchen Organisationen ist es engagiert. Aber das kann auch Fassade sein. Ich selber lege sehr viel Wert darauf, meine Geschäftspartner persönlich kennenzulernen, um ein ehrliches und vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Natürlich falle ich nicht mit der Tür ins Haus und frage: „wie stehen Sie zum Gemeinwohl?“ Doch es gibt Hinweise in der Kommunikation und je offener das Gespräch wird, desto konkreter dürfen diese Fragen ewerden.

 

Was meine ich, wenn ich von Gemeinwohl spreche?

Auch hier werde ich nur auf meine eigene Definition zurückgreifen, auch wenn diese keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann und will. Gemeinwohl ist für mich ganz einfach beschrieben: eine Tat, die allen Beteiligten gleichermaßen zugute kommt – und zwar unabhängig von irgendwelchen monetären Vorteilen.

 

Der zweite Begriff, der die Fragestellung vervollständigt: Was ist Compassion?

In erster Linie ist es für mich eine Mischung von Mitgefühl und Empathie. Dazu kommen mir mit Hinblick auf wirtschaftliche Zusammenhänge folgende Fragen in den Sinn (u.a. inspiriert durch Werner Götz):

Was kann ich dafür tun, dass mein/e Partner/in besser da steht? Erfolgreicher wird?

Wie kann sie/er ihre/seine Ideen/ ihr/sein Innovationspotenzial (noch) besser entfalten?

Welche Unternehmen kenne ich /kennt mein Netzwerk, die hier unterstützend/auf welche Weise tätig werden könnten?

 

Und wieso gehören Altruismus und Compassion in die Wirtschaft?
Die Antwort liegt für mich in meiner eigenen beruflichen Erfahrung: Ich habe selber erfahren, wie schädlich es ist, wenn die Unternehmenskultur opportunistisch geprägt ist. Natürlich ist dies nach außen nicht sichtbar, aber als Mitarbeiter bzw. Wirtschaftspartner (sei es als Lieferant und auch als Kunde) ist dies spürbar. Spätestens dann, wenn es zu kritischen Situationen kommt.

Als Mitarbeiter bemerke ich, wie das Geschäftsgebaren mit Kunden und Lieferanten ist: wertschätzend, respektvoll oder abfällig und nur auf den eigenen Vorteil bedacht? Welche Vorgaben bekomme ich bei der Verhandlung? Muss ich Scheinangebot einholen oder läuft die Verhandlung fair und auf der Sachebene? Werden Rechnungen pünktlich bezahlt oder spielt mein Unternehmen mit dem Geld der Lieferanten?

Auf der externen Ebene fällt das Kind häufig schon bei der Geschäftsanbahnung in den Brunnen: Sei es, dass ich als Lieferant gezwungen werde, Kampfpreise abzugeben und einzuhalten, um mich später durch schlechte Performance, Unzuverlässigkeit und keine Bereitschaft, meinem Kunden bei Produktverbesserungen etc. zu helfen zu „rächen“. Oder ich bin als Auftraggeber durch Gutmütigkeit und guten Glauben, einem Lieferanten „auf den Leim“ gegangen, der behauptet hat, er können die Leistung erbringen obwohl er gar nicht die Kompetenz, Kapazität etc. hatte oder vielleicht sogar eine drohende Insolvenz verschwiegen hat.

 

Ich bin mir sicher, Sie haben – an welcher Stelle der Wertschöpfungskette Ihr Unternehmen angesiedelt sein mag – auch eigene Erfahrungen gemacht, wie es ist, wenn diese wichtigen, weichen Faktoren Altruismus und Compession fehlen.

Wenn Sie mögen, teilen Sie Ihre Geschichte gerne mit: Wie haben Sie die Situation löst? Welche Konsequenzen haben Sie für sich daraus gezogen? Ich freue mich auf einen Austausch mit Ihnen!

Herzliche Grüße,
Daniela Bessen

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